Abschaffung der Lehrstühle gefordert – Bundesweites «Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft» gegründet

Pressemitteilung 21.01.2017

Mit den zentralen Forderungen, das Sonderbefristungsrecht in der
Wissenschaft abzuschaffen sowie das deutsche Lehrstuhlprinzip durch
demokratische Departmentstrukturen zu ersetzen, endete der
Gründungskongress des Netzwerks für Gute Arbeit in der Wissenschaft am
21.01.2017 in Leipzig. Erstmals ist damit eine bundesweite Plattform
geschaffen, über die bereits bestehende Initiativen an Hochschulen und
Forschungseinrichtungen ihre Forderungen kollektiv in die Öffentlichkeit
und an die Politik richten können. Weiterlesen

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Nicht berufen. Arbeitsverhältnisse im Literaturwissenschaftsbetrieb

aus der Welt der wichtigen Newsletter…:

Die 8. Ausgabe von Undercurrents – Forum für linke Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt „Nicht berufen. Arbeitsverhältnisse im Literaturwissenschaftsbetrieb“ ist erschienen!

https://undercurrentsforum.com  (in Kürze dann wie immer auch auf facebook)

Darin u.a.: Anne D. Peiter, Sündenbeichte zu Evaluierung und Erfolg, Peter Ullrich zu prekärer Wissensarbeit, Interviews mit Klaus-Michael Bogdal und Jürgen Link, Rezension von Hans Peter Herrmann, Krisen, sowie weitere Texte zum Schwerpunkt.

Zum selben Thema findet eine von uns organisierte Podiumsdiskussion Weiterlesen

Soziolog_innen bloggen über Prekarisisierung in der Wissenschaft

Die Initiative „Für gute Arbeit in der Wissenschaft“ von Soziolog_innen in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) bloggt in den Monaten Mai und Juni auf dem „Sozblog“ der DGS zur Krise der Hochschule, Prekarisierung in der Wissenschaft, Demokratisierung der Fachgesellschaften und vielem mehr.

Den Auftakt bildet heute Teil 1 eines dreiteiligen Textes von Peter Ullrich (TU Berlin) mit dem Titel:

Prekäre Wissensarbeit im akademischen Kapitalismus. Strukturen, Subjektivitäten und Organisierungsansätze in Mittelbau und Fachgesellschaften

Alle drei, vier Tage kommen dann andere Beiträge von Mitgliedern der Initiative, Redner_innen der Konferenz „Soziologie als Beruf“ u.a.

Viel Spaß beim Lesen und diskutieren!

Auch exzellente Frauen verlangen Anerkennung

Aus dem aktuellen GEW-Newsletter:

„Marbacher Manifest“ für Quotierung der „Wanka-Milliarde“

Unterdessen haben sich 20 Wissenschaftlerinnen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften mit dem „Marbacher Manifest“ in die Debatte um die Ausgestaltung des Bund-Länder-Programms für den wissenschaftlichen Nachwuchs eingeschaltet. Die Wissenschaftlerinnen, allesamt Stipendiatinnen der Robert-Bosch-Stiftung, treten für „dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse und Stellen diesseits der Professur (etwa Lecturer-Stellen)“ sowie die „Verstetigung bereits bestehender Juniorprofessuren und Ratsstellen“ ein. Weiter fordern sie eine „gerechte und gleichstellungsorientierte Vergabe der Tenure-Track-Professuren“, die im Rahmen des Bund-Länder-Programms vorgesehen sind – über eine Fächerquote sowie „eine gleichstellungsorientierte Verteilung, die sich an den Zahlen promovierter Männer und Frauen orientiert“. Weiter machen sich die Wissenschaftlerinnen für eine „Entschleunigung des Karrieresystems an den deutschen Hochschulen, die den veränderten Lebens- und Familienmodellen von Frauen und Männern Rechnung trägt“, stark.

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Honorare in Bildungs- und Wissenschaftsbetrieb oft unterhalb des Mindestlohns

Unser Berliner Netzwerk „Prekäres Wissen“ hat eine Übersicht über übliche Honorare im Bildungs- und Wissenschaftsbetrieb veröffentlicht. Dazu sammelten wir über 60 typische Beispiele von Honoraren, die von Bildungsträgern und wissenschaftlichen Institutionen in den letzten Jahren gezahlt wurden. Die Initiative erhob zudem, wie viel, oft unbezahlter, tatsächlicher Arbeitsaufwand hinter den jeweiligen Aufträgen steckt und ermittelte so neben dem offiziellen Honorar den tatsächlichen Brutto-Stundenlohn der meist freiberuflich Tätigen. In über zwanzig Fällen lag dieser tatsächliche Stundelohn unter dem Mindestlohn von 8,50 €. Manche Tätigkeiten, beispielsweise Lehraufträge an Universitäten, insbesondere die Titellehre von PrivatdozentInnen, werden überhaupt nicht vergütet. Die verschiedenen aufgeführten Beispiele für Tätigkeitsbereiche und -arten stammen von Universitäten, freien Bildungsträgern, Museen, Volkshochschulen u.a.

Wir erhoffen und von der Veröffentlichung eine breite öffentliche Diskussion über die Arbeitsbedingungen von FreiberuflerInnen im Bildung- und Wissenschaftsbetrieb.

Ausführliche Informationen, Erläuterungen und Tabellen zum Vergleich bezahlter und tatsächlich geleisteter Arbeitszeit auf der entsprechenden Seite.

Soziologie bleibt am Ball: Prekarität und Selbstsorge

Nach den vielen Aktivitäten der Initiative für Gute Arbeit in der Wissenschaft, einer Erklärung der Fachgesellschaft DGS zu den Folgen der Ökonomisierung der Wissenschaft für die Beschäftigten und der jüngst stattgefundenen Konferenz zur „Soziologie als Beruf“ gibt es nun Blogbeiträge zum Thema. Auf dem Blog der Fachgesellschaft, dem „Sozblog“, geht es in einem aktuellen Beitrag um Strukturprobleme und um Strategien der Selbstsorge aus Genderperspektive.

Soziologische Fachgesellschaft bekennt sich zu „Guter Arbeit“

Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) setzt sich für Gute Arbeit in der Wissenschaft ein. In einer eben veröffentlichten Erklärung fordert sie ein Umdenken und strukturelle Reformen: für bessere Grundfinanzierung der Hochschulen und gegen die prekären Arbeitsverhältnisse in der Wissenschaft. Ein Auszug:

Gesellschaftliche Dynamiken machen vor der Wissenschaft nicht halt. In den letzten Jahrzehnten haben  staatliche (De-)Regulierungen, Aktivierungspolitiken und neue Formen von ‚governance’ sowie eine zunehmende Ökonomisierung die Bildung im Allgemeinen und die Hochschulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen im Besonderen geprägt. Im Sinne eines „akademischen Kapitalismus“ verschärft sich der Wettbewerb um Forschungsgelder und Stellen bei gleichzeitiger Unterfinanzierung der Hochschulen fortwährend. Eine wesentliche Folge ist die Prekarisierung von Arbeits- und Beschäftigungsverhältnissen in der akademischen Forschung und Lehre. Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) sieht diese Entwicklungen mit Sorge, sie fordert ein Umdenken in der Bildungs- und Wissenschaftspolitik sowie strukturelle Veränderungen im deutschen Wissenschaftssystem. Entsprechende Reformen dürfen nicht bei der äußerst zurückhaltenden jüngsten Neuregelung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes stehen bleiben.

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Offener Brief deutscher Mittelbauinitiativen zur Novellierung des WissZeitVG

Auf Anstoß der Mittelbauinitiative Dresden haben mehre deutsche Mittelbauinitiativen einen gemeinsamen offenen Brief an die Abgeordneten des Bundestags zu Novelliereng des WissZeitVG unterzeichnet.
Der Brief fast Grundprobleme und Widersinn der gegenwärtigen Gesetzeslage gut zusammen und geht in den Forderungen deutlich über bisherige gewerkschaftliche Positionen hinaus.
Hier die PM und im Anhang der Brief
Bitte unterstützt uns bei der Verbreitung
Solidarische Grüße aus Dresden
Tino Heim

PM: Mittelbauinitiativen fordern in offenem Brief umfassendere Änderung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) 2015-11-03_Offener_Brief

Anlässlich der ersten Lesung des Entwurfs für ein Änderungsgesetz des WissZeitVG wenden sich Mittelbauinitiativen aus ganz Deutschland in einem offenen Brief an Bildungsministerin Wanka und die Abgeordneten des Bundestags.

Über Kritiken der Gewerkschaften hinausgehend fordern sie darin eine sehr viel konsequentere Reform. Denn an den für die betroffenen Wissenschaftler*innen biographisch und beruflich desaströsen Wirkungen des Gesetzes und dessen gegenwärtige Anwendungspraxis ändert die geplante Novellierung nichts. Die derzeitige Befristungspraxis führe zu einer „absurden Konsequenz“, die Tino Heim vom Sprecher*innen-Team der Mittelbauinitiative Dresden wie folgt erläutert: „Wir Wissenschaftler*innen werden unter dem Vorwand, dass wir uns für die Forschungs- und Lehrtätigkeiten, die wir fortwährend erfüllen, erst noch qualifizieren müssten, 2 mal 6 Jahre befristet beschäftigt. Sobald wir aber das sog. Qualifikationsziel – den Dr. habil. – erreichen, erwartet die Mehrzahl von uns ein faktisches Berufsverbot für ein ganzes Berufsfeld, in dem wir uns 12 Jahre lang bewährt haben. Denn die Möglichkeiten der sachgrundlosen Befristung sind dann ausgereizt und unbefristete Erwerbsverhältnisse unterhalb der wenigen Professuren gibt es kaum noch.“

Anja Weber vom Sprecher*innen-Team ergänzt, dass dieser Umgang mit wissenschaftlichem Personal ein „beschämendes Alleinstellungsmerkmal“ des deutschen Wissenschaftssystems sei. Überall sonst gäbe es, wie früher auch in Deutschland, verschiedene Perspektiven für „Wissenschaft als Beruf“. Zudem sei es entmündigend, hochqualifiziertes akademisches Personal selbst nach der Promotion noch als „Nachwuchs“ zu behandeln.

Für eine klarere Regelung fordern die Initiativen daher u.a. eine Abschaffung der sachgrundlosen Befristung, die für die Promotionsphase durch einen Sachgrund Qualifikation zu ersetzen wäre, was auch den derzeit häufigen Missbrauch oder kreativen Gebrauch des Gesetzes zur Befristung aller möglichen Personengruppen verhindere.

Die Entscheidung, nach der Promotion weiter wissenschaftlich tätig zu sein, ist eine Entscheidung für die Wissenschaft als Beruf und müsse von Arbeitgeber- wie Arbeitnehmerseite als solche getroffen werden. Damit sollten spätesten dann unbefristete Anstellungen auch für Wissenschaftler*innen wieder Normalität sein. Aber auch Beschäftigte ohne Promotion, die überwiegend Daueraufgaben der Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen erfüllen, sollen unbefristet beschäftigt werden, so die Forderung der Initiativen.

Im Kern macht der Brief deutlich, dass ein schon im Ansatz problematisches Gesetzeswerk wie das WissZeitVG keine kosmetischen Korrekturen, sondern eine grundlegende Neugestaltung verlangt, da sonst die enorme Personalfluktuation und der ständige Verlust von Erfahrungswissen in Forschung und Lehre nicht nur dem Personal, sondern auch dem Wissenschaftsstandort Deutschland Schaden zufüge.
Kontakt:

Anja Weber
0176-32662903
mail@mittelbau-dresden.de

Auch Medienwissenschaftler_innen für Gute Arbeit!

Resolution der Gesellschaft für Medienwissenschaft
beschlossen auf der Mitgliederversammlung am 01.10.2015
FÜR GUTE ARBEIT IN DER WISSENSCHAFT

Die Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM) begrüßt die aktuelle Initiative der Bundesregierung, die Arbeitssituation für befristet angestellte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verbessern zu wollen. Als medienwissenschaftliche Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum möchten wir uns in diesen Verbesserungsprozess einbringen. In diesem Rahmen fordern wir die Bundes- und Landesregierungen auf,

  • Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine solide Berufsperspektive zu bieten
    und beispielsweise die Stellen mit stufenweiser Entfristung („Tenure Track“) massiv
    auszubauen,
  • jenseits der Professur alternative Karrierewege mit Entfristungsoption an der Hoch-
    schule wesentlich stärker zu fördern und dabei auf ein ausgewogenes Verhältnis von
    Forschung und Lehre zu achten,
  • die Betreuungsleistung, Gutachtertätigkeit und Vorgesetztenfunktion gegenüber
    Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Qualifizierungsphase stärker per-
    sonell zu trennen und somit die Abhängigkeit von einer einzelnen Professorin oder
    einem Professor zu begrenzen,
  • die Laufzeiten von Stipendien und befristeten Arbeitsverträgen realistisch an die wis-
    senschaftliche Qualifizierungsphase anzupassen und entsprechend zu verlängern,
    die Bedingungen dafür zu schaffen, dass Dauerstellen für Daueraufgaben eingerich-
    tet werden und dass kein halber Lohn für ganze Arbeit gezahlt wird.

Für gute Arbeit – auch in der Erziehungswissenschaft

Das Beispiel der Soziolog_innen, auch ihre Fachgesellschaft in die Pflicht zu nehmen, um sich für bessere Beschäftigungsbedingungen in der Wissenschaft einzusetzen, macht Schule. Nun gibt es auch eine Petition an die DGfE mit dem Titel „Für gute Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen in der Erziehungswissenschaft!„. Kann und sollte man zeichnen und teilen!